Wildfire: Ein Roter Panda auf der Flucht vor den Flammen

Still from the movie Wildfire. A Red Panda is staring out of a basket.
Aufnahme aus dem Film “Wildfire”: ein geretteter Roter Panda im Norden Nepals. Foto: Samson Film Production

Im Jahr 2021 wüteten in Nepal zahlreiche Waldbrände. Diese haben sowohl die lokale Bevölkerung als auch die Tier- und Pflanzenwelt des Landes stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Dokumentarfilm „Wildfire“ greift die Ereignisse auf und erzählt sie anhand des Schicksals eines Roten Pandas. Dieser war auf der Flucht vor den Flammen und wurde von Soldaten entkräftet in einem Fluss gefunden.

„Wildfire“ wurde bereits auf über 30 Filmfestivals weltweit gezeigt und mehrfach ausgezeichnet. Auf YouTube ist eine 5-minütige Kurzfassung verfügbar. Die Originalversion dauert 10 Minuten und wird dort demnächst veröffentlicht.

Im E-Mail-Interview mit Red Pandazine erklärt Regisseur Shyam Karki, wie der Film entstand und welche Herausforderungen die Klimakrise für Nepal mit sich bringt.


Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Dokumentarfilm gekommen?

Shyam Karki: Das ist eine faszinierende Geschichte. Während eines Drehs für ein anderes Projekt in dem Bergdorf Ghyangphedi im Norden Nepals traf ich unerwartet auf Soldaten, die einen Korb mit einem Roten Panda trugen. Fasziniert folgte ich ihnen mit meiner Kamera und beschloss, die Situation festzuhalten. Zurück in Kathmandu, sah ich mir das Material an und erkannte, dass sich daraus ein spannender Film machen ließe. Ich bat einen örtlichen Ranger um zusätzliche Aufnahmen, führte Interviews mit einem Ökologen und erstellte eine fünfminütige Version für das von der Europäischen Union organisierte Kimff (Kathmandu International Film Festival). Der Film belegte den zweiten Platz, was mich dazu veranlasste, die Tiefe der Geschichte zu erkennen und sie zu einem 10-minütigen Film auszubauen.

Die Tatsache, dass ein Roter Panda im Mittelpunkt Ihres Films steht, ist also gewissermaßen ein Zufall?

Shyam Karki: Ohne die Waldbrände wären die Roten Pandas nicht auf der Suche nach Wasser in tiefer gelegene Gebiete in der Nähe menschlicher Siedlungen hinabgestiegen, und ich wäre nicht auf diese Geschichte gestoßen. Außerdem glaube ich, dass der Rote Panda ein überzeugendes Beispiel für die tiefgreifenden Auswirkungen von Waldbränden auf die Ökosysteme ist.

A hand holding back a Red Panda who is caught in a basket
Aufnahme aus dem Film “Wildfire”: Der gerettete Rote Panda versucht aus dem Korb zu klettern. Einige Tage später wird er in die Freiheit entlassen. Foto: Samson Film Production

In Ihrem Dokumentarfilm wirkt es so, also würden einige Personen diese Tierart nicht kennen. Werden Rote Pandas selten in dieser Region gesichtet?

Shyam Karki: Diese Art ist hier selten und unüblich. Außerdem stammen die im Video gezeigten Personen aus verschiedenen Regionen Nepals, in denen der Rote Panda normalerweise nicht anzutreffen ist.

A film poster of Wildlife that shows a Red Panda and logos of festivals and awards.
“Wildfire” wurde bereits auf vielen Festivals gezeigt und hat zahlreiche Preise gewonnen. Foto: Samson Film Production

Die Klimakrise ist das übergreifende Thema in Ihrem Film. Welche Auswirkungen wird sie in den kommenden Jahren auf die Menschen, die Natur und die Tierwelt in Nepal haben?

Shyam Karki: Die Klimakrise, wie sie im Film dargestellt wird, ist ein allgegenwärtiges Thema mit weitreichenden Auswirkungen. Es wird erwartet, dass die Auswirkungen auf Nepal in den kommenden Jahren erheblich sein werden – für die Menschen, die Natur und die Tierwelt. Die Communitys werden wahrscheinlich vermehrt mit extremen Wetterereignissen, veränderten landwirtschaftlichen Strukturen und einer erhöhten Anfälligkeit für Naturkatastrophen konfrontiert werden. Die empfindlichen Ökosysteme und die biologische Vielfalt in Nepal könnten gestört werden, was sich auf die Lebensräume der Wildtiere und die Migrationsmuster auswirken könnte. Darüber hinaus stellen der drohende Temperaturanstieg und die veränderten Niederschlagsmuster ein Risiko für die Wasserressourcen, die Landwirtschaft und das ökologische Gleichgewicht insgesamt dar. Es handelt sich um eine vielschichtige Herausforderung, die umfassende Strategien zur Anpassung und Abschwächung erfordert, um sowohl die Menschen als auch die Umwelt in Nepal zu schützen.

Planen Sie weitere Filme zu diesem Thema?

Shyam Karki: Bei entsprechender Finanzierung besteht die Möglichkeit, den Film um weitere Unterthemen zu erweitern. Derzeit arbeiten wir aktiv an einem Dokumentarfilm in Spielfilmlänge über die Straßenhunde in Nepal. Diese Hunde werden aufgrund der Abholzung der Wälder auch von Tigern gejagt und suchen daher in Wohngebieten nach Nahrung.


Director Shyam Karki working with a film camera
Foto: Samson Film Production

Shyam Karki ist seit mehr als 15 Jahren Filmemacher. Er dokumentierte unter anderem das Erdbeben in Nepal mit den Filmen “The Experience” (Originaltitel “u ayo ayo”) und “Blockade”. “Wildfire” realisierte er mit seiner Produktionsfirma Samson Films. Karki arbeitet außerdem freiberuflich für verschiedene internationale Medien und Organisationen.